Juni 2015 – Von ruhmlosen Schlachten und empfindlich imperialer Nase

Kaiser Napoléon und sein Hygienebedürfnis

Neuauflage eines historischen Rosoli-Flakons "Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz"; Johann Maria Farina, Köln, um 1990

Neuauflage eines historischen Rosoli-Flakons “Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz”®; Johann Maria Farina®, Köln, um 1990

Dauerleihgabe des Duftmuseums im Farina-Haus/ Köln 2015

Napoléon Bonaparte (*1769-†1821) war als französischer General, revolutionärer Erster Konsul und Kaiser der Franzosen nicht nur ein Visionär, sondern auch ein begnadeter Feldherr, wie es ihn nach Alexander den Großen (*356-†323 v. Chr.) vermutlich nicht mehr gegeben hatte. Von insgesamt 79 zeugen 66 siegreiche Schlachten von seinem militärischen Talent, das ganz Europa prägen und verändern sollte. Gleich einem delphischen Orakelurteil endete die letzte Schlacht des gebürtigen Korsen in seiner Abdankung als Kaiser der Franzosen. Mit der Schlacht von Waterloo – die sich am 18. Juni zum 200. Male jährt – verloren 15.000 Menschen ihr Leben und Napoleón Bonaparte die französische Krone, von welcher er sinnbildlich behauptet hatte, er habe sie lediglich aus dem Dreck der Gosse gehoben.

Von Widersprüchlichkeiten war auch das Privatleben Napoléons geprägt. Bei aller imperialen Prachtentfaltung scheint er in mancherlei Hinsicht sparsam gewesen zu sein. Eine Rechnung, welche inhaltlich auf die verschwenderische Neugestaltung des Badezimmers seines Adoptivsohnes im Hôtel de Beauharnais Bezug nahm, ließ ihn zu einem seiner legendären Wutausbrüche hinreißen. Dabei stand nicht nur gesellschaftlich Hygiene hoch in Kurs. Napoléon selbst soll ein geradezu zwanghaftes Hygiene- und Wohlgeruchsbedürfnis entwickelt haben.

Zu seinem Lieblingsparfüm erkor er ein citrusfrisches Duftwasser, welches der italienische Parfümeur Giovanni Maria Farina (*1685-†1766) im Jahre 1709 kreiert hatte und zu Ehren seiner neuen Heimatstadt Köln „Eau de Cologne“ nannte. Sparsam ging der Kaiser mit seinem Parfüm allerdings nicht um, soll er doch angeblich eine Flasche täglich von dem kostbaren Wunderwasser verbraucht haben. Vielleicht fühlte sich aber auch einfach nur seine empfindliche Nase durch die Vorliebe seiner Gattin Joséphine de Beauharnais (*1685-†1766) für schwere Moschusdüfte gestört. Als der Kaiser sie im Jahre 1809 verließ, soll sie ihr Boudoir im Schloss Malmaison derart mit Moschus getränkt haben, dass der Ex-Gemahl noch Jahre später dem verhassten Geruch ausgesetzt blieb.

Faktisch belegt bleibt indessen, dass das „Eau de Cologne“ in waldglasgrünen Rosoli-Flakons abgefüllt wurde, deren Namensgebung eine Anspielung auf den italienischen Alchemisten Timotheo Rossello (*?-†?) sein könnte, der am Ende des 16. Jahrhunderts die „Aqua mirabilis“, also die heilenden und belebenden Wunderwasser, zu welchen auch Farinas „Eau de Cologne“ zählte, näher beschrieb.

Hilfreich erschien in jedem Falle so manchem französischen Offizier, der es seinem Kaiser gleich tun wollte, die zylindrische Form der Rosoli-Flakons. Praktischer Weise ließen diese sich auch während des Schlachtengetümmels sicher im Stiefelschaft aufbewahren. Zumindest ersparte dies dem einen oder anderen Kavalier aus hygienischer Sicht sein persönliches Waterloo.

Präsentation: Glas-Café, Kleintettau; 01.06. bis 30.06.2015

Künftiger Standort:

Ausblick: Integration in die Dauerausstellung – Duftraum