Monatsarchive: Mai 2015

Dem Dunkel entwachsen, dem Lichte zum Spiele

Der Wald als Ursprung des thüringisch-fränkischen Glases

17.Mai 2015 bis 27.September 2015 – VERLÄNGERT bis 22. Mai 2016

Wein-Römer; niederländisch oder deutsch, 1. Hälfte 18. Jahrhundert

Der Wald – dunkel und geheimnisumwittert. Für Menschen seit jeher ein Ort der Angst, Gefahr, aber auch des Spiritualismus und Lebens. Wie kaum eine andere Region, lebt die thüringisch-fränkische Region mit und durch seine waldreichen Gebiete. Als Überlebensraum bot der Wald in der Vergangenheit den ansässigen Menschen Arbeit und somit eine Existenzgrundlage, deren Nachwirkungen auch heute noch zu spüren sind – gerade im Bereich des Glases.

Mit seiner neuen Sonderausstellung reflektiert das Europäische Flakonglasmuseum die Entwicklungen, welche zur Entstehung der regionalen Glasindustrie aus ökonomischer und ökologischer Sicht beitrugen. Die Ausbildung des Waldglases, das bereits durch seine Namensgebung eng mit dem Lebensraum Wald verbunden ist, bildet hierbei einen markanten Schwerpunkt. Dieses grünfarbene Glas zierte bis in das 19. Jahrhundert hinein fürstliche Tafeln, galt es doch in Anerkennung seiner meisterhaften Ausführung als Luxusgut. Ungeachtet der Kunstfertigkeit der Glasmacher, schufen die mit dem Wald eng verbundenen Berufe des Holzfällers, Köhlers und Pottaschensieders eine verkettete Basis, welche die Glasherstellung erst erlaubte. Wie reichhaltig und wirtschaftlich strukturiert die vorindustrielle Glasproduktion in der thüringisch-fränkischen Region war, belegen schließlich archäologische Ausgrabungen von Kohlenmeilern und Waldglashütten, bis hin zu fragmentarischen, aber dennoch aufschlussreichen Bodenfunden, die nicht nur aus Glas bestehen. Die Ausstellung präsentiert mit gut 95% hochrangige Leihobjekte anderer Museen, Vereine und Privatpersonen, die einen Querschnitt in der Entwicklung höfischer Prachtentfaltung, bis hin zu alltäglichen Gebrauchsgütern und Werkzeugen der Handwerker bieten. Ein lehrreicher Film veranschaulicht im einzelnen den Aufbau eines Kohlenmeilers, dessen Wirkungsweise und die abschließende „Ernte“ der Holzkohle sowie deren Zusammenhang mit dem Werkstoff Glas.

In Kooperation mit den Bayerischen Staatsforsten wurde in einem Waldstück, in der Nähe des Museums, ein historischer Köhlerpfad mit drei nachgewiesenen Kohlenmeilerstellen erschlossen, die im Zuge der Sonderausstellung selbstständig vom Museumsbesucher in Augenschein genommen werden können.

Gehen Sie mit uns auf Spurensuche und bringen Licht in das Dunkel, um die Geheimnisse des Waldes zu entschlüsseln!

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Fotonachweise
Dr. Ratomir Radomirowic/ Sandro Welsch:
Wein-Römer; niederländisch oder deutsch, 1. Hälfte 18. Jahrhundert; Ankauf 2015
Gerhard Fleischmann:
Diplom-Restaurator Sandro Welsch (links) informierte über die Ausstellungskonzeption. Mit im Bild (von rechts) Kurt Jacob, Gerhard Walther, Wolfgang Hammerschmidt (2. Vorsitzender der Glasbewahrer) sowie Angela Wiegand.

Eröffnung
Anlässlich des Internationalen Museumstages am 17. Mai 2015

Ausstellungsgestaltung
Ute Schaller, Sandro Welsch

Kuratorium/ Wissenschaftliche Erarbeitung
Jana Lisa Buhrow, Ute Schaller, Sandro Welsch, Gerhard Walther, Thomas Schwämmlein, Kurt Jacob

Ausstellungstechnik
Jan Wiedemann, Frank Stärker, Enrico Hoppe, Friedrich Treuner, Jens Michaelis

Konservierung/ Restaurierung
Sandro Welsch

Philatelie
Zur Ausstellung erscheint in geringer Auflage eine Sonderbriefmarke der Deutschen Post AG. Die Briefmarke kann lediglich über das Europäische Flakonglasmuseum bezogen werden. HINWEIS: Es sind nur noch wenige Exemplare verfügbar! Nutzen Sie bitte für Anfragen folgende E-Mail-Anschrift museum@www.glasbewahrer.de
HINWEIS: Es sind nur noch wenige Exemplare verfügbar!

Audiotour
Eine Audiotour durch die Sonderausstellung wird dieses Mal nicht angeboten.

Leihgeber
Kunstsammlungen der Veste Coburg/ Coburg
www.kunstsammlungen-coburg.de
Museum für Glaskunst Lauscha/ Lauscha
www.glasmuseum-lauscha.de
Duftmuseum im Farina-Haus/ Köln
www.farina.org/duftmuseum
Alte Schäferei, Gerätemuseum des Coburger Landes/ Ahorn
www.geraetemuseum-ahorn.de
Geschichts- und Köhlerverein Mengersgereuth-Hämmern/ Mengersgereuth-Hämmern Private Leihgeber

Gefördert durch
Heinz-Glas GmbH & Co. KGaA/ Kleintettau
www.heinz-glas.com/de
Carl-August Heinz Stiftung/ Kleintettau
Glasbewahrer am Rennsteig e.V./ Kleintettau
www.glasbewahrer.de
Förderkreis des Museums für Glaskunst Lauscha e.V./ Lauscha
www.glas-in-lauscha.de

Mit Unterstützung von
Forstbetrieb Rothenkirchen der Bayerischen Staatsforsten/ Rothenkirchen; Thomas Schwämmlein/ Kreisheimatpfleger des Landkreises Sonneberg; Geschichts- und Köhlerverein Mengersgereuth-Hämmern/ Mengersgereuth-Hämmern; Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach/ Kulmbach; Dr. Stefan Zimmermann/ Wiesbaden

Medienpartner
Filmstudio Sirius/ Meura
www.filmstudio-sirius.de
VHS Kronach/ Kronach
www.vhs-kronach.de/beruf/edv-für-kinder/dem-dunkel-entwachsen,-dem-lichte-zum-spiele-YTE304/

Pressemeldungen
Fränkischer Tag
www.infranken.de/regional/kronach/Spannende-Einblicke-in-die-Geschichte;art219,1054977

 

Mai 2015 – Vom Winde verweht

Oder die Macht der Liebe

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Parfüm-Flakon “Scarlett” mit Umverpackung; Golgot – H. Harubešová, Prag, zwischen 1940 -1945

Schenkung 2014

Als die amerikanische Schriftstellerin Margaret Munnerlyn Mitchell (*1900-†1949) am 30. Juni 1936 ihren neuesten Roman veröffentlichte, konnte sie kaum ahnen, dass sie dafür ein Jahr später mit dem begehrten Pulitzer-Preis geehrt werden würde. „Gone with the Wind“, unter dem deutschen Titel „Vom Winde verweht“ bekannt, entwickelte sich zu einem millionenfachen Bestsellererfolg. Darin wird der Mut und das ungebrochene Durchhaltevermögen der Romanfigur „Scarlett O´Hara“ geschildert, welche mit den Auswirkungen des amerikanischen Sezessionskrieges konfrontiert ist. Mit ihrer historischen Romanheldin schuf die Autorin ein feminines Leitbild eines Zeitabschnittes, der Prägung durch Weltwirtschaftskrisen, Inflation und Massenarbeitslosigkeit fand.

In einem Augenblick, welcher durchaus auch Heldinnen nötig hatte, entwickelte Roger Goldet für den französischen Hersteller Eduard Pinaud® nicht nur seine legendäre „Mascara®-Wimperntusche 612“, sondern auch seine verheißungsvolle Parfüm-Kreation „Scarlett“. So wie Goldet an den Roman von Mitchell anknüpfte, so nahmen sich auch weitere Parfümhersteller des Erfolges an.

Der hier gezeigt Parfüm-Flakon entstammt nicht etwa der Hand von Goldet, sondern dürfte eine parallele Eigenkreation eines tschechischen Parfümeurs sein. Mag auch dieser für die Forschung noch unbekannt sein, das Objekt erzählt dennoch seine eigene, ergreifende Geschichte. Sie beginnt am 16. März 1939, mit der Annexion des Territoriums der Tschecho-Slowakischen Republik und dessen Proklamation zum Protektorat Böhmen und Mähren durch Nazideutschland. Mit dem Einzug der deutschen Besatzungsmacht wurde auch ein junger Soldat in Prag, der Hauptstadt der autonomen Verwaltungseinheit, stationiert. In Sehnsucht getrennt von seiner Verlobten, kaufte er ihr dort das Parfüm „Scarlett“ – sich durch den Duft immer wieder seiner Liebe erinnernd. Vermochte dies einerseits dem Soldaten über seine schwere Zeit hinweg zu helfen, war andererseits die Freude groß, als das Kriegsende am 08. Mai 1945 die beiden Liebenden endlich dauerhaft zusammenführte und das Parfüm zeitlebens ein Symbol ihrer Liebe blieb.

So wie ein Duft in uns Erinnerungen auslösen, Hoffnungen und Wünsche wecken kann, so sollten wir uns der Kraft bewusst sein, welche nur die Liebe verleiht, um über jedwede Unmenschlichkeit hinweg zu helfen; denn jede Zeit braucht Helden und auch Heldinnen….

Präsentation: Glas-Café, Kleintettau; 04.05. bis 31.05.2015

Künftiger Standort: Sammlungsdepot

Ausblick: