Monatsarchive: Juni 2018

HINWEIS – Und bitte Lächeln…

…zum Fotoshooting der besonderen Art

Hand in Hand mit dem Glasmännlein

Am Sonntag den 17. Juni teilten sich nicht nur Hütten- und Couturiersduft die Museumsluft des Europäischen Flakonglasmuseums. Auch die Räumlichkeiten entwickelten sich fernab von Paris und Mailand zum Laufsteg für bekannte und unbekannte Stars der Museumsszene.

Dem international agierenden People-Photograph Markus Garscha gelang es mit viel Einfühlungsvermögen unsere Kostümführungen ins rechte Licht zu setzen.
Ob nun unsere fröhlich gestimmte Bierholerin Christel mit Leichtigkeit das kühle Nass an den Mann brachte, sich Kaiserin
Joséphine de Beauharnais von ihrer rosigsten Seite zeigte, die Mode-Ikone Coco Chanel mit Charme und Zigarettenspitze kokettierte oder Monsieur Guerlain entrückt von seiner künftigen Parfüm-Kreation träumte. Sie alle zeigten, welches Potenzial und vielseitige Programm das Europäische Flakonglasmuseum mit seinen Kostümführungen zu bieten hat. Die tatsächlichen Stars waren jedoch die kleinen Museumsführer von morgen, die zusammen mit dem Glasmännlein auf Entdeckungsreise zu unermesslichen Glasschätzen in der Glashöhle gingen.

Möchten auch Sie mit unseren Kostümführungen auf eine völlig andere Art der Zeitreise gehen, dann informieren Sie sich auf unserer Hompage unter der Kategorie “Museumsführungen” oder lassen sich am besten gleich persönlich unter der Rufnummer 0 9269/ 77-100 von uns beraten! Wir freuen uns auf Ihren Anruf!

 

HINWEIS – Menschen aus der Region

RadioEINS berichtet über die lebendige Glasmachertradition am Rennsteig

Die Glasmacher vom Rennsteig: Uli Noll hat zwei ehemalige Mitarbeiter der Glashütten getroffen, die heute noch im Europäischen Flakonglasmuseum in Kleintettau am Schau-Ofen vorführen, wie früher Glas bearbeitet wurde.
Und natürlich hat sie sich auch viele Geschichten von Damals erzählen lassen. Von Günter Neubauer (81) und Willi Stärker (81) hören wir zum Beispiel von der Bierfrau, von langen Wegen zu Arbeit und ganz anderen Gehältern als heutzutage…

Wer nicht die Möglichkeit hat mit unseren Glasmachern am Halbautomaten live zu plauschen, sollte sich den Beitrag von RadioEins nicht entgehen lassen!

 

Juni 2018 – Von hellenistischen und sozialistischen Begehrlichkeiten

Oder das „Alt-Griechisch-Lavendel“® des Günter Habedank

Parfüm-Pumpzerstäuber „Alt Griechisch Lavendel“®; Marell®, Ostberlin/ Deutsche Demokratische Republik, 1950er/ 60er Jahre

Sammlung Monika Jürgens-Winefeld/ Schenkung 2016

Kein geringerer als der altgriechische Naturforscher und Philosoph Aristoteles (*384-†322 v. Chr.) war sich gewiss, dass “das Auftragen lieblicher Düfte auf das Haupt […] das beste Rezept gegen Krankheiten sei”. Ein Beispiel hierfür sei uns durch den geruchsintensiven Lavendel gegeben, den die Griechen nach der syrischen Stadt Naarda in Nardus benannten. Neben kultischen Zwecken – wie dem geflochtenen Schmuck Götter geweihter Jungfrauen ­– hielt der Lavendel Einzug in die Anfänge der Altertumsmedizin. Gegen Blähungen, Menstruationsbeschwerden und dem Lösen von Schleim, empfahl sich beispielhaft Lavendelwein oder -essig. Duftwässer und pflegende Salben sah man hingegen kritisch. Ein um 550 v. Chr. verabschiedetes Gesetz des athenischen Staatsmannes Solon (* wohl 640-† vermutlich 550 v. Chr.) untersagte insbesondere Männern deren Verwendung. Bedingt durch einen ausgeprägten Körperkult, eroberte jedoch das hellenistische Männerego seine Rechte zurück. Im Gegensatz zu der in der Gesellschaft eher untergeordneten Rolle der Frauen, waren es die Männer, die sich zu den elitärsten Abnehmern griechischer Parfümeure entwickelten sollten.

Eine weit schwierigere Odyssee durchlebte dagegen die Kosmetische Fabrik Marell®, deren Anfänge bereits im Dunkel liegen. So ist lediglich bekannt, dass Günter Habedank (*?-†?) sein Unternehmen in den 1930er Jahren gegründet haben muss. Unklar erscheint weiterhin, ob dies zunächst in Dresden oder bereits im späteren Ostberlin geschah, wo sich nachweislich ab 1955 der Firmensitz in der Zionskirchstraße 33 befand. Den relativ raschen Erfolg verdankte der Inhaber offenbar seinem Fleiß, gut gestreuter Regionalwerbung und einer breiten Produktpalette an Schönheits- und Körperpflege, zu welchen unter anderem ausgewählte Parfüms für Damen wie Herren zählten. Aus dieser Kategorie sticht das im Jahr 1952 lancierte „Alt-Griechisch-Lavendel“® hervor. Der baldige Verkaufsschlager sorgte allerdings nicht nur in der Bevölkerung für Begehrlichkeiten. Spätestens mit der Enteignung des Unternehmens im Jahr 1972 übernahm die sozialistisch geprägte Planwirtschaft der DDR-Regierung das Ruder. Immerhin durfte Günter Habedank in der Funktion eines Betriebsleiters verbleiben und versuchte bis zu seiner Verrentung 1975/ 76 auf die nachfolgenden Entwicklungen seines einstigen Eigentums Einfluss zu nehmen.

Ob im Weiteren noch das Eau de Cologne „Alt-Griechisch-Lavendel“® mit „herb-köstlicher“ Note auf dem “Plan” stand? Wer weiß… schließlich zeichnete sich das Parfüm durch ein kostenintensives Flakon-Design aus transparentem Kobalt-Glas aus. Eine ausgesprochene Steigerung stellt dahingehend ohne Zweifel das hier gezeigte, wohl in den 1950er/ 60er Jahren entstandene Anfangsmodell aus Kryolith-Glas dar. Dieses lichtdurchlässige, aber opake Opalglas, erhält seine Trübung durch Natriumflorid (NaF) und ist in seiner Herstellung recht energieintensiv. Auffällig ist ferner die erfrischende Farbigkeit, die durch eine Handveredelung im Dreiklang von Grün, Gelb und Braun das Auge fordert und mit dem in Siebdrucktechnik ausgeführten, braunfarbenen Schriftzug “Alt Griechisch Lavendel Marell” korrespondiert. Das sich der halbautomatisch gefertigte Flakon in seiner Formensprache als waschechter Grieche outet, liegt sicher nicht nur an dem abgebildeten ionischen Säulenkapitell des Schriftzuges. Auch der ausladende Gefäßbauch erinnert durch seine kugelige Form an altgriechische Vorbilder. Als Hauptexporteur dergleichen Behältnisse für Palm– und Benöl stieg im 6. Jahrhundert vor Christus der im Nildelta gelegene griechische Handelsplatz Naukratis auf. Den Namen Aryballos erhielt die aus Keramik bestehende Flakonart durch einen Verwahrungsbeutel aus Leder. Am Handgelenk des hellenistischen Athleten getragen, war somit jederzeit seine Körperpflege möglich. Es ist kaum vorstellbar, dass Herr Günter Habedank derlei Anwendungsgedanken für sein „Alt-Griechisch-Lavendel“® hegte. Sicherlich wünschte er sich für seine Kunden vornehmlich sommerliche Freuden… Freude an einem formschönen Flakon und einer spritzigen “Erfrischung für heiße Tage”.

Präsentation: Glas-Café, Kleintettau; 04.06. bis 28.06.2018

Künftiger Standort: Sammlungsdepot

Wissenswertes: Sicher nicht nur seiner heilenden Wirkung wegen wurde der Lavendel im Jahr 2008 zur Heilpflanze des Jahres gekürt.

Aber die Pflanze, die einst von den Griechen in ihr heutiges Hauptanbaugebiet in Frankreich gebracht worden sein soll, ist bedroht. Seit Ende der 1980er Jahre kämpfen die dortigen Lavendelbauern gegen ein Bakterium an, das die Pflanze wesentlich schwächt und von einer ca. 2mm großen Zikadenart – den „Cicadelles“ – übertragen wird. Neben der Züchtung resistenter Pflanzenkulturen ruht die Hoffnung der Forscher zwischenzeitlich in der Verwendung von Kaolinit, welches den zunehmend austrocknenden mediterranen Boden beigemischt wird.

Ausblick: Integration in die neue Dauerausstellung zur Parfümerie- und Kosmetikkultur der DDR, im Jahr 2019.

Möchten Sie uns etwas zu diesem Objekt mitteilen oder haben eine Bildanfrage? Dann schreiben Sie uns bitte an, unter museum@flakonglasmuseum.eu