Monatsarchive: Mai 2017

40. Internationaler Museumstag – Spurensuche, Mut zur Verantwortung

 “Gefahr für die wundersame Welt des Gralskönigs”

Der Gralskönig inmitten seines gefährdeten Zauberreiches – © Sylvana von Ende

 

Heimelich, wie am vergangenen Wochenende zur Regionalen Museumsnacht, geht es am  21.  Mai, dem Internationalen Museumstag, weiter. Dieses Mal steht die Glashöhle im Mittelpunkt des Geschehens, deren verzaubernde Wirkung den passenden Aufenthaltsort für den Gralskönig bilden wird. Die Designerin und bildende Künstlerin Sylvana von Ende wird die märchenhaften Abenteuer des Gralskönig vorstellen, dessen Reich so mancher Bedrohung stand halten muss. Begleitet wird die spannende und kindgerechte Lesung durch farbenprächtige Bildszenerien, die selbst jungegebliebene Herzen höher schlagen lassen.

Lesung:               13:00 – 14:00 Uhr

Auch im Anschluss kommen Phantasie-Fans auf Ihre Kosten, wenn das “Glasmännlein” fast schon zufällig vorbei wirbelt und vor allem die jungen Museumsbesucher mit Stolz einlädt, seine farben- und formenprächtigen Flakonedelsteine zu bewundern, die es über Jahrhunderte zusammengetragen,  eifersüchtig im Museum hütet. Dabei weiß das kauzige Kerlchen so mach lustige Geschichte zu dem einen oder anderem “Glasschatz” zu berichten. 

Kostümführung (nicht nur) für Kinder:              14:30 Uhr – 15:30 Uhr

Der Eintritt ist zum Internationalen Museumstag für das gesamte Haus frei!

Haben Sie noch Fragen?

Haben wir Ihre Neugierde geweckt? Gerne informieren Sie unsere Damen des Empfangs über weitere Details unter der Telefonnummer 0 9269/ 77-100. Für die Planungen zu einem gelungenen Museumssonntag empfehlen wir Ihnen auch unsere Programmhinweise auf der Website des Internationalen Museumstages mit vielen anderen Museen einzusehen.

14. Regionale Museumsnacht Coburg-Südthürungen – Metamorphosen

… in Holz

Am 13. Mai 2017 ist es wieder so weit… Vierzehn Museen und kulturelle Einrichtungen aus den Landkreisen Kronach, Sonneberg, Coburg und Hildburghausen öffnen zur Regionalen Museumsnacht von 18:00 bis 23:00 Uhr ihre Pforten, um wissensdurstigen Nachtschwärmern jeden Alters die Zeit mit ihren schönsten Schätzen mal etwas anders zu gestalten.

Als Ehrengast wird der kleinste Museumspädagoge der Welt erwartet. Der gerade mal 6,5 cm messende Vinzenz arbeitet im Holzknechtmuseum Ruhpolding und bereist derzeit im Auftrag von Jung und Alt einige ausgewählte bayerische Museen, um sein Wissen um den Werkstoff Holz zu erweitern und mit möglichst vielen Menschen auf Facebook und Co. zu teilen: „Als Holzfachmann finde ich es einfach spannend zu sehen, was alles mit Holz möglich ist, was die damaligen Holzknechte in frührerer Zeit so mühsam schlagen mussten. Zur Regionalen Museumsnacht soll es im Europäischen Flakonglasmuseum heiß her gehen. Hm, ob sich das mit Holz verträgt? Jedenfalls bin schon ganz gespannt, was Holz mit Glasflakons oder gar mit Parfum gemein hat. Logisch, dass ich mich dabei natürlich über zahlreiche kleine und große Begleiter freue.“

Was erwartet Sie?

In unserer Eventführung wird Christian Goldammer als vergrößerte Live-Version des “Vinzenz” unserem Glashüttenbesitzer Carl-August Heinz tüchtig auf den Zahn fühlen, um gemeinsam mit unseren Besuchern die Metamorphosen kennenzulernen, die Holz im “Reich des gläsernen Flakons” einnimmt.

Eventführung, um 21:00 Uhr bis ca. 22:15 Uhr, ab Kassenbereich

Daneben erwarten Sie “Spaziergänge durch den Flakonwald” mit unseren Museumsführerinnen Gisela und Christa, die sich darauf freuen Ihnen die hölzernen Schätze des Museums näherzubringen.

“Spaziergänge durch den Flakonwald”, ab 18:00 Uhr, auf den unteren beiden Geschossebenen des Museums

Aber das ist bei weitem nicht alles! Visuelle oder kulinarische Leckerbissen warten auf Sie, in einem Ambiente aus Holz und Glas! Kommen und staunen Sie selbst!

Preise und Verkaufsstellen

Für den Einlass in die beteiligten Museen inklusive der Fahrt dorthin bzw. zurück benötigen Sie ein Armband. Ausgenommen sind Kinder unter 16 Jahren, für diese ist der Eintritt frei!

Vorverkauf:               3,- € pro Armband

Die Armbänder sind erhältlich im Europäischen Flakonglasmuseum und dem Tropenhaus Klein-Eden in Kleintettau, in allen beteiligten Museen, den Touristinformationen in Coburg und Sonneberg und der Geschäftsstelle der VR-Bank Coburg.

Abendkasse:              5,- € pro Armband

Haben Sie noch Fragen?

Haben wir Ihre Neugierde geweckt? Gerne stillen unsere Damen des Empfangs Ihren Wissensdurst unter der Telefonnummer 0 9269/ 77-100. Für die Planungen zu einem gelungenen Maiabend empfehlen wir Ihnen, im Bezug auf die Programmhinweise der beteiligten Museen und dem sie verbindendem Shuttleverkehr einen Blick auf die Homepage der Regionalen Museumsnacht Coburg-Südthüringen (http://museumsnacht-coburg-suedthueringen.de) und dem Flyer zu werfen, der nachstehend zum Herunterladen für Sie bereit steht:

Download-Flyer_Regionale_Museumsnacht 2017

 

Mai 2017 – Von alchemistischer „Goldmacherei“ und italienischem „Weana chic“

Die „Toilette“ der deutsch-römischen Kaiserin Maria Theresia

Parfüm-Flakon, unbekannter Hersteller, vermutlich italienisch, um 1740

Sammlung Sigrid Söhlke/ Dauerleihgabe Carl August Heinz Stiftung 2017

„Auro loquente omnis oratio inanis est.“ – „Wenn das Gold redet, dann schweigt die Welt.“ Ein lateinisches Sprichwort bringt jene Aufmerksamkeit und Euphorie auf den Punkt, die seit dem Mittelalter den sogenannten Alchemisten (altägyptisch „khem“ für „schwarz[e Erden]“) entgegengebracht wurde. Der natürlichen unvollkommenen Materie Perfektion durch Menschenhand zu verleihen, mag für sie ein Grund auf der Suche nach dem „Stein der Weisen“ gewesen sein; einer mystischen Tinktur, die es erlaubte, aus unedlem Metall Gold entstehen zu lassen. Letztendlich verdankte die Alchemie jedoch nicht dieser Aufgabe ihr Fortbestehen bis in das 20. Jahrhundert hinein. Die Erkenntnis und Herstellung von Arznei- und Wundermitteln zur Förderung des menschlichen Wohlbefindens legte als eigenständiger Zweig den Grundstein für die moderne Pharmazie.

Für den deutschen Alchemisten Alexander Freiherrn von Bernus (*1880-†1965) stellte die akribische Auseinandersetzung mit der Naturheilkunde zugleich eine Quelle für sein schriftstellerisches Schaffen dar. Ein galantes Gedicht an eine ältere Dame gräflichen Standes sollte ihm als Lohn eine wohl gehütete alchemistische Rezeptur von prominenter Herkunft einbringen. Ein Goldmacher habe es dereinst einer Hofdame übermittelt, die für keine geringere als die römisch-deutsche Kaiserin Maria Theresia (*1717-†1780) Dienst tat. Als Vertraute in Sachen Schönheitspflege setzte sie das Wundermittel eigenhändig an, um durch eine zusammenziehende, die Haut belebende und jung erhaltende Wirkung der Monarchin wohl zu tun. Tatsächlich erhielt sich die Mutter von sechzehn Kindern unter nie enden wollenden Enttäuschungen und Sorgen bis in das vorgerückte Alter ein jugendliches Aussehen. Obwohl Maria Theresia mit ihrer wienerischen Aussprache als recht bodenständig und leutselig galt, verstand sie in Bezug auf ihre Toilette keinen Spaß. Selten erschien der Herrscherin ihre Frisur gelungen, weshalb sie „zupfte“ und „rupfte“, bis die Zofen wiederholt die Haare richten und mit dem von ihr geliebten Spitzenhäubchen versehen mussten. Eigenart zeichnete sie mit zunehmendem Alter auch in ihrer Aversion gegen Parfum aus, dessen Verwendung sie ihren Hofdamen schlichtweg verbot. Dabei zählte sie zeitlebens zum erlauchten Kundenkreis des in Köln ansässigen Parfümeurs Johann Maria Farina (*1685-†1766). Sein „Eau de Cologne“ dürfte sie jedoch sparsam verwendet haben, suchte sie doch mit Steuererhöhungen und Einsparungen überflüssigen Luxus in den österreichischen Erblanden und die „Lotterwirtschaft“ am Hofe einzudämmen. „Eine Herrscherin mindert ihre Würde, wenn sie sich schmückt, und noch mehr, wenn sie es soweit bringt, dass sie derart beträchtliche Unsummen dafür ausgibt, und noch dazu in solcher Zeit!“ So ermahnte die Kaiserin im Jahre 1776 selbstkritisch ihre jüngste Tochter Königin Marie Antoinette von Frankreich und Navarra (*1755-†1793), die als „Madame Déficit“ von sich reden machte.

Dennoch florierte der inländische Warenhandel der habsburgischen Erblande, zu welchen seit 1738 auch das Großherzogtum der Toskana gehörte. Die reichen Handelshäfen Italiens zählten von je her als Umschlagplätze für edle Materialien und Duftessenzen aus dem Orient. Diesem Umfeld entstammt vermutlich auch der hier gezeigte, birnenförmige Parfüm-Flakon, dessen Silhouettenform einer Birnenfrucht ähnelt. Das Duftbehältnis aus feuervergoldeter Bronze zeigt sich reich ziseliert und punziert in der im mediterranen Milieu lebendig gebliebenen antikisierenden Ornamentsprache, die sich in den irisierenden Perlmutteinlagen noch fortsetzt. „Frau Kaiser“ – wie die einzige Regentin der Habsburgerdynastie von den Zeitgenossen zynisch betitelt wurde – hätte dieser Flakon aus „heimischer“ Produktion im „Weana chic“ entzückt. Für ihre unparfümierten Hofdamen wäre er dagegen ohne Inhalt nichts weiter als nutzlos-schmückender „französisch Kram“ (umgangssprachliche Bezeichnung für Galanterieware) gewesen.

Präsentation: Glas-Café, Kleintettau; 02.05. bis 31.05.2017

Künftiger Standort: Sammlungsdepot

Ausblick: Das Objekt wird vermutlich ab Mai 2019 erneut im Rahmen einer Sonderausstellung zu sehen sein, die sich umfänglich dem Flakon des 18. und 19. Jahrhunderts aus der Sammlung Sigrid Söhlke widmet.

Wissenswertes: „Man kann nicht leugnen, dass sie eine schöne Person ist.“, so die Meinung des preußischen Gesandten Otto Christoph Graf Podewils (*1719-†1781) über die fast gleichaltrige Kaiserin Maria Theresia, die vor 300 Jahren, am 13. Mai 1717 als Tochter des römisch-deutschen Kaisers Karls VI. (*1719-†1781) das Licht der Welt erblickte. Die sittenstrenge und energische Monarchin erbte einen Thron, den sie zeitlebens gegen kriegerische Übergriffe verteidigen musste. Mit ihrem Gemahl Franz I. Stephan verband sie eine in aristokratischen Gesellschaftskreisen unübliche innig-herzliche Liebe. Als sie am 29. November 1780, eingehüllt in den Hausmantels ihres „Franzl“, verstarb, wünschte sie sich im Doppel-Sarkophag mit ihrer großen Liebe in der Wiener Kapuzinergruft beigesetzt zu werden.

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