Monatsarchive: November 2012

Vierte Ausbaustufe soll im Februar abgeschlossen werden

von Gerd Fleischmann

Die vierte Ausbaustufe des Flakonglasmuseums in Kleintettau soll im Februar abgeschlossen sein. Die Glasbewahrer freuen sich über attraktive Ausstellungen. Der Verein zählt 287 Mitglieder.

„Das am 20. Dezember 2008 eingeweihte Europäische Flakonglasmuseum Kleintettau gewinnt zunehmend Attraktivität.” Das hat der Vorsitzende der „Glasbewahrer”, Carl-August Heinz, kürzlich bei der Hauptversammlung im Gasthaus Ruppert vor zahlreichen Mitgliedern festgestellt. Das nächste Highlight sei der Einblick in die Produktion bei Heinz-Glas durch eine Besuchertribüne. Diese vierte Ausbaustufe werde, voraussichtlich im Februar realisiert.

Eine wesentliche Bereicherung hat das Flakonglasmuseum durch die Dauerausstellung “Parfümflakons – eine Zeitreise durch das 20. Jahrhundert” erfahren.

 

Eine wesentliche Bereicherung ist laut Heinz die Dauerausstellung „Parfümflakons – eine Zeitreise durch das 20. Jahrhundert”. Damit sei man noch internationaler geworden. Mit der rund 2000 Exponate umfassenden Sammlung der Münchnerin Beatrice Frankl habe man einen wahren Glücksgriff getan. Museale Aktivitäten seien im Außenbereich ebenfalls möglich. Als Beispiel nannte der Vorsitzende den legendären „Culemeyer”, den man als Originalfahrzeug ausstellen könnte. Grundstücksplanungen dazu seien bereits im Gange. Ein Glasmeisterpfad von der „Interhitt” zur „Ewerhitt” (auf Hochdeutsch Unterhütte und Oberhütte) und darüber hinaus nach Steinbach, Ernstthal und Piesau sei bereits angedacht worden. Dass sich die Anzahl der Busbesucher im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt habe, sei vor allem dem Verbund „Handwerk & Kultur erleben”, dem das Flakonglasmuseum angehöre, zu verdanken.
Attraktive Sonderausstellungen hätten sich ebenfalls positiv auf die Besucherzahlen ausgewirkt, so Carl-August Heinz. Die Präsentationen „GlashüttenPost-Feldpost Weihnachten 1941/42″ sowie „Glas vom Rennsteig” seien sehr gut angekommen. In diesem Zusammenhang sprach er die drohende Energieunsicherheit bei weiter steigenden Strompreisen sowie den anhaltenden Druck auf die Glasindustrie in puncto Umweltschutz an. Heinz: „Die deutschen Auflagen sind in Europa am höchsten und nicht mehr wettbewerbsgerecht.” Zudem wies er auf die derzeit laufende Sonderausstellung „Weihnachten wie zu Kaisers Zeiten” hin.
Laut Schatzmeister Hans Kaufmann zählt der Verein 287 Mitglieder. Zweiter Vorsitzender Wolfgang Hammerschmidt würdigte die hervorragende Zusammenarbeit der Vorstandsmitglieder und Beiräte. Seine Anerkennung galt auch Architekt Wolfgang Feuerpfeil, Innenarchitekt Joachim Drechsler, Kuratorin Jana Buhrow, Konservator Sandro Welsch sowie Ute Schaller. Einen besonderen Dank richtete Hammerschmidt an Carl-August Heinz, ohne dessen unermüdlichen persönlichen Einsatz und großzügige finanzielle Unterstützung das Museum sicherlich nicht derart erfolgreich wäre.
Dass auch das Glascafé zur Zeit vergrößert werde, sei ein Zugewinn vor allem für die Busreisenden. Es stehe aber nicht in Konkurrenz zur lokalen Gastronomie, weil es nur von 11 bis 17 Uhr geöffnet habe, machte Hammerschmidt deutlich.

Museum am 1. Advent geöffnet

Anlässlich des am 1.Advent stattfindenden Weihnachtsmarkt in Tettau hat das
Europ. Flakonglasmuseum von 13 h bis 17 h geöffnet. Besondere Highlights
sind die derzeit laufende Sonderausstellung “Weihnachten wie zu Kaisers
Zeiten” als auch die Halbautomaten-Glasmachervorführungen. Auch das Glascafé lädt zum Verweilen ein und öffnet ebenfalls von 13 h bis 17 h.

Sonderausstellung: Weihnachten wie zu Kaisers Zeiten

Von Gerd Fleischmann
Kleintettau – Die am 8.11.2012 eröffnete Sonderausstellung im Europäischen Flakonglasmuseum  unter dem vielversprechenden Motto „Weihnachten wie zu Kaisers Zeiten“ gleicht einer zauberhaften Reise in die Anfänge der Christbaumkugeln aus Glas, die einst ab 1848 im thüringischen Lauscha unter schwierigsten Bedingungen hergestellt wurden. Schon in den Anfängen bewiesen die Lauschaer eine bemerkenswerte Geschicklichkeit und Kreativität bezüglich von Farben und Formen. Alle Besucher zeigten sich bei der Auftaktveranstaltung in Kleintettau von den dekorativen Elementen des Baumschmucks seit gut 160 Jahren beeindruckt.
Der Inhaberin der Greiner-Mai GmbH „Der Christbaum“ mit Sitz in Neuhaus am Rennweg, Ines Zetzmann, ist es zu verdanken, dass nun bis voraussichtlich Februar nächsten Jahres außergewöhnliche Exponate – seien es die Glaskugeln, Christbäume oder aber die handwerklichen Gerätschaften aus uralter Zeit – bewundert werden können. Die Thüringerin (Jahrgang 1964) hat weder Zeit noch Geld gescheut, in den letzten 30 Jahren alles Wesentliche zu diesem Thema zu sammeln. Herausgekommen ist ein eindrucksvolles Ergebnis an historisch hochinteressanten Exponaten. Immerhin lasse sich der Stammbaum bis 1435 zurückverfolgen. Bereits in der sechsten Generation fertige man die gläsernen Kostbarkeiten zur Weihnachtszeit, verriet sie dem interessierten Publikum.
Ines Zetzmann: „Unser Ziel ist es, Weihnachten auch für unsere Kinder und Kindeskinder so zu erhalten, wie wir es aus unserer Kindheit sowie aus Geschichten und Erzählungen kennen. Es geschieht einmal im Jahr, dass wir uns in eine alte Tradition neu verlieben. Wenn am Heiligabend der Weihnachtsbaum endlich leuchtet, dann kehren sie zurück, die verloren geglaubten Gefühle aus unserer Kindheit.“ Das Ergebnis seien Staunen und  eine wohlige Geborgenheit. Und diese Gefühle übertrugen sich auch ganz spontan auf die Besucher bei der Ausstellungseröffnung mit etwa einhundert Interessenten. Ein idealer Gegenpol zum tristen Novemberwetter, so der allgemeine Tenor.
Überrascht nahm man zur Kenntnis, dass Kaiser Wilhelm I. maßgeblich am deutschen Christbaumwunder beteiligt war. Nach dem deutsch-französischem Krieg ließ er am 24. Dezember 1870 in Versailles einen geschmückten Christbaum aufstellen. Damit sei der patriotische Christbaumschmuck geboren worden, denn schließlich war dieser Baum in den Nationalfarben schwarz, weiß (silber) und rot geschmückt. Neben den üblichen Figuren hätten auch militärische Formen wie Trommeln oder Schiffe ihren Platz am Weihnachtsbaum eingenommen, verriet Ines Zetzmann.
Bürgermeister Hans Kaufmann, der sich kritisch zu Plastikkugeln und zu den Plastikbäumen äußerte, hob die Vorzüge der Glaskugeln hervor, die ganz einfach Gefühle vermitteln. Das Gemeindeoberhaupt würdigte den Einsatz von Ines Zetzmann und Willi Greiner-Mai für ihr museales Engagement. Der Vorsitzende des Glasbewahrervereins, Carl-August Heinz, geriet gar ins Schwärmen, als er von Kinderträumen und zeitlosen Klassikern sprach. Dabei erinnerte der Unternehmer auch an die bedeutende Rolle der englischen Königin Victoria (1819-1901), die eine leidenschaftliche Verehrerin des Christbaumschmucks aus Lauscha war. Das Zusammenspiel der Menschen links und rechts des Rennsteigs sei außerordentlich erfreulich, so  Carl-August Heinz abschließend.
Die wohlige und urgemütliche Atmosphäre im Ausstellungsbereich sorgte bei den Besuchern für Hochstimmung. Willi Greiner-Mai führte aus, dass mit Beginn der Lampenglasbläserei um 1760 eine regionale Spezialisierung in der Glasherstellung stattgefunden habe. Der Christbaumschmuckbläser Christian Günter Greiner-Mai, ein direkter Vorfahre seiner Familie, gelte als einer der Mitbegründer der Lauschaer Glaskunst. Er habe bereits 1830 kleine Glasfrüchte für die Schmuckherstellung angefertigt. Daraus sei nachweislich der weltbekannte Christbaumschmuck aus Lauscha im Jahre 1848 entstanden. Im Jahre 1995 sei man aus Platzgründen nach Neuhaus am Rennweg umgezogen.

Öffnungszeiten des Flakon-Glasmuseums: Montag bis Freitag jeweils von 10 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr. Jeden ersten Samstag im Monat finden von 12 bis 15 Uhr Halbautomaten-Vorführungen am Hafenofen statt. An Sonn- und Feiertagen nur für angemeldete Gruppen ab zehn Personen.

Der Vorsitzende der Glasbewahrer, Carl-August Heinz (links), hatte sich im Stil des 19. Jahrhunderts gekleidet. Ines Zetzmann und Willi Greiner-Mai erläuterten den sogenannten aristokratischen Christbaum aus der Kaiserzeit von 1870 bis 1918.
Fotos: Gerd Fleischmann

Museumsführerin Meltem Elkol schlüpfte in die Rolle einer Glasbläserin aus der Zeit um 1900. Am Arbeitstisch sind zu sehen Gasbrenner, Glasrohlinge, Formenzange, Keramikformen sowie geblasene Formkugeln.