Archiv des Autors: bloeffler

HINWEIS – Öffnungszeiten über die Feiertage

Möchten Sie dem gemütlichen Beisammensein zu den Festtagen entfliehen oder zeitnah überflüssige Pfunde los werden? Wie wäre es dann mit einem Besuch im Europäischen Flakonglasmuseum?

Die Öffnungs-, bzw. Schließzeiten für eine konkrete Planung oder einem Spontanbesuch finden Sie nachfolgend:

  • 24.12.2017, geschlossen
  • 25.12.2017, geschlossen
  • 26.12.2017, geschlossen
  • 01.01.2018, geschlossen
  • 06.01.2018, 10:00 – 16:00 Uhr, mit Glasmachervorführung von 12:00 – 15:00 Uhr, mit letztem Einlass um 15:00 Uhr

Für die dazwischen liegenden Werktage gelten die üblichen Öffnungszeiten von

  • Montag bis Freitag, 8:00 – 17:00 Uhr, mit letztem Einlass um 16:00 Uhr
  • Samstag, 10:00 – 16:00 Uhr, mit letztem Einlass um 15:00 Uhr

Wir freuen uns auf Ihren Besuch und wünschen Ihnen einen angenehmen und spannenden Aufenthalt im Reich des gläsernen Flakons!

 

Dezember 2017 – Von retrospektiven und prospektiven Festivitäten

225 Jahre „4711 Echt Kölnisch Wasser“®

Parfüm-Flakon „4711 Remix Cologne Anniversary Edition 225 years“®, EdC; Mäurer & Wirtz GmbH & Co. KG®, Stolberg/ Bundesrepublik Deutschland, Mai 2017

Weihnachtsgabe der Mäurer & Wirtz GmbH & Co. KG® 2017

Wie die Geschichte uns lehrt, lag auf westlichen Expansionen nicht immer ein Segen. Ausgelöst durch die regen Handelsbeziehungen mit Asien begann am Ende des 13. Jahrhunderts der „Schwarze Tod“ seine Herrschaft in Europa. Die Humanmedizin erhielt durch die Pest einen neuerlichen Stellenwert, was nicht zuletzt ein aufblühendes Apothekenwesen als auch die Weiterentwicklung der traditionellen Heilkunde in den Klöstern begünstigte. Eine gesonderte Rolle kam hierbei der Destillation hochprozentigen Alkohols aus Wein zu. Ein Verfahren, dessen Kenntnis durch die Kreuzritter vom Orient in die Hemisphäre des Okzidents geriet. Alkohol wurde für medizinische Zwecke und darüber hinaus für kosmetische (seit 1508 von den Dominikanermönchen im Kloster Santa Maria Novella in Florenz auch für parfümistische) Mittel verwendet. Seit dem 17. Jahrhundert ebenfalls bekannt unter dem mystisch verklärten Sammelbegriff der sogenannten Aqua mirabilis (lat. Wunderwasser).

Diese „Universalmedizinalien“ waren jedoch nicht jedem geheuer. Deshalb erließ Frankreichs Kaiser Napoléon Bonaparte (*1769-†1821) im Jahre 1810 ein Dekret, woraufhin alle in Köln befindlichen Kölnisch-Wasser-Produzenten ihre Rezepturen offerieren sollten. Um dem zu entgehen, pries der findige Kaufmann Wilhelm Mülhens (*1762-†1841) – wie auch seine Konkurrenten – daraufhin seine Produkte nicht mehr als Heilmittel, sondern ausschließlich als Erfrischungswässer zur äußerlichen Anwendung an. Einer romantischen Begebenheit und einer unscheinbaren Pergamentrolle verdankte Mülhens® die Entstehung seines wachsenden Parfümhauses. Der Kartäusermönch Franz Carl Cereon Maria Farina überreichte dem frisch vermählten Mülhens®-Paar im Jahre 1792 als Hochzeitsgabe das Schriftstück mit einem Eau de Cologne-Rezept. „Mit Gott und mein Recht“ betitelte der geschäftstüchtige Unternehmer sein „Echt Kölnisch Wasser“ und behauptete sich somit selbstbewusst gegen seine heimische Konkurrenz. Als dann die französische Besatzungsmacht zur besseren Orientierung und postalischen Ordnung noch in ganz Köln die durchlaufende Nummerierung der Häuser vornehmen ließ, konnte das Haus „4711“ in der „Klöckergaß“ (Glockengasse) seinem beispiellosen Weltruf getrost entgegeneilen.

Wer kennt sie nicht, die einstige Eau de Cologne- und Parfümeriefabrik Glockengasse Nr. 4711® in Köln? Nun, für fast jeden dürfte sie ein hinlänglicher Begriff sein. Auch wenn zwischenzeitlich mehrfach die Besitzverhältnisse vom einstigen Familienbetrieb in ein Tochterunternehmen wechselten, die Marke 4711® steht nach wie vor für Kontinuität und Moderne. Doch lässt sich das bei einer geschichtsträchtigen Duftikone wie „4711 Echt Kölnisch Wasser“® so einfach umsetzen? Dieser herausfordernden Fragestellung stellte sich der heutige Markeninhaber Mäurer & Wirtz® zum 225. Jubiläum des „Kölner Wunderwassers“. Für die hauseigene Parfümeurin Alexandra Kalle und die „Firmen-Ich-Nase“ Vincent Schaller bestand die Aufgabe darin, eine limitierte Neuinterpretation zu schaffen, die mit allen Wertefacetten des Originals aufwarten sollte. Das Ergebnis überzeugt nicht nur Skeptiker, sondern trifft gleichfalls neue Geschmäcker, wie sie gewohnte Bewunderer überrascht. Die klassische Eau de Cologne-Architektur von Bergamotte, Zitrone, Orange, Petitgrain, Lavendel und Rosmarin gewinnt durch harmonisch ergänzende Duftakkorde, die sich in einer sanften, eleganten Akzentuierung äußern. „Diese Frische ist weicher und weniger direkt, aber unverkennbar aus der Welt von 4711® Original Eau de Cologne“, bemerkt Alexandra Kalle. Es macht eben die Mischung, die schließlich dem Jubiläums-Parfum „4711 Remix Cologne Anniversary Edition 225 years“® seinen Namen verlieh. Abgesehen von der Nase, bleibt diesem Konzept auch das Auge treu. Die Molanus-Flasche, 1820 von dem im 19. Jahrhundert wirkenden Destillateur Peter Heinrich Molanus entworfen und von Wilhelm Mülhens ab dem Jahr 1822 favorisiert, bleibt bestehen. Während damit der Klarglas-Flakon eine Hommage an die Vergangenheit bildet, zeigt das partiell geprägte Papieretikett eine zeitgemäß dynamische Grafik. Edle Optik in Jubiläumsgold wechselt mit floralen Illustrationen in hoffnungsvollem Rauchgrün auf blütenweißem Fond. In dieser geglückten Kombination bestätigt sich, was wir für die Duftikone „4711 Echt Kölnisch Wasser“® längst wussten: „Schenke von Herzen, doch was es auch sei, 4711® ist immer dabei.“

Präsentation: Glas-Café, Kleintettau; 04.12.2017 bis 07.01.2018

Künftiger Standort: Dauerausstellung / Parfümflakons – Eine Zeitreise durch das 20. Jahrhundert

Wissenswertes: Im Jahr 1994 gelangte die gleichnamige Firma durch die Unternehmerfamilie Mülhens® zur Wella AG®, die ihrerseits 2003 von dem amerikanischen Waschmittel- und Kosmetikhersteller Procter & Gamble® übernommen wurde. Das deutsche Traditionsunternehmen Mäurer & Wirtz® erwarb 2006 die Marke 4711® von der Procter & Gamble Prestige Products GmbH®.

Wir möchten an dieser Stelle der Firma Mäurer & Wirtz GmbH & Co. KG® für die Überlassung des Objektes, welches sie uns freundlicherweise für unseren Sammlungsbestand überreichte, unseren Dank übermitteln.

Möchten Sie uns etwas zu diesem Objekt mitteilen oder haben eine Bildanfrage? Dann schreiben Sie uns bitte an, unter museum@flakonglasmuseum.eu

 

November 2017 – Von lauten Tönen und sanften Kleinoden

Wenn Flakon-Design auf Film-Kunst trifft

Parfüm-Flakon „Precious Doe“® in Form eines Weißwedelhirsch-Kalbs(?); AVON Products Inc.®, New York City/ Vereinigte Staaten von Amerika, zwischen 1976/78

Sammlung Beatrice Frankl/ Dauerleihgabe Carl August Heinz Stiftung 2012

„Es gibt eine Stille des Herbstes bis in die Farben hinein.“ Kurz und knapp und doch voller Poesie, so schildert der österreichische Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal (*1874-†1929) die Schönheiten der dritten Jahreszeit. Eine Zeit der natürlichen Veränderung und des Abschieds von den sommerlichen Freuden. Aber nicht jeden Tag fällt das Laub leise zu Boden, vor allem dann nicht, wenn ein melodisches „Halali“ durch die Fluren der heimischen Wälder schallt. Der mittelalterliche Ruf der Hirsch- bzw. Parforcejagd kündigt so manchem Rotwild ein nahendes Ende an. Bereits den Kelten war diese Form der Hetzjagd auf den Hirsch nicht fremd. Aber erst im 17. und 18. Jahrhundert erfreute sich die Parforcejagd (franz. par force, mit Gewalt) zu Pferde und einer beachtlichen Hundemeute im Schlepptau größter Beliebtheit unter den deutschen Landesfürsten und den Königreichen Frankreich und Großbritannien. Heute wird versucht, die Beunruhigung der Wildtiere auf ein Minimum zu begrenzen, im steten Wechsel von Ruhephasen mit intensiven Jagdintervallen. Der Abschuss des Wildes soll schließlich lediglich der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes geschuldet sein.

So oder so, nicht immer fand bzw. findet die Jagd auf Tiere ihre Anhänger. Der österreich-ungarische Schriftsteller Felix Salten (*1869-†1945) etwa betrachtet die Thematik in seinem 1923 erschienenen Tiergeschichte von „Bambi – Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“ eher kritisch. Sei es aus Trotz oder gerade aufgrund der geschilderten Brutalität; der US-amerikanische Trickfilmzeichner und Filmproduzent Walt Disney® (*1901-†1966) scheute sich nicht, den emotional aufgeladenen Lesestoff verfilmen zu wollen. Aus dem Rehkitz „Bambi“ wurde kurzerhand ein Weißwedelhirsch-Kalb, das zusammen mit seinem neuen Freund – dem Wildkaninchen „Klopfer“ – das Leben der nordamerikanischen Wälder kennenlernt. Da befürchtet wurde, die heimischen Jäger könnten sich durch den Film angegriffen fühlen, wurde die Weltpremiere vom 8. August 1942 nach London verlegt. Ab 1950 eroberte schließlich Bambi® in Deutschland nicht nur die Kinos, sondern nach 69 Minuten auch millionenfach die Herzen ganzer Familien. Dabei hatte der Film weniger als 1.000 Worte Dialog zu bieten, da sich das Spiel der Tiere vorrangig über Augen, Mimik und passende Musikeinlagen vermittelte.

Im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ brachten jedoch nicht nur die Filmstudios der Walt Disney Company® eine Fülle an Tiercharakteren wie „Bambi“ hervor. Auch der US-amerikanische Kosmetikhersteller AVON Productions Inc.® lancierte im Laufe der Jahre eine Vielzahl tierischer Flakons, gefüllt mit duften Naturträumen. Unter ihnen befindet sich auch ein Abkömmling, der einem Weißwedelhirsch-Kalb sehr ähnlich sieht. Niedergekauert blickt es mit seinen langen, aufgestellten Ohren wachsam drein. Zusammen mit anderen figürlichen Flakons wurde der von AVON® als „Precious Doe“ bezeichnete Parfüm-Flakon zwischen 1976 bis 1978 primär für die Parfums „Flowers“ und „Sweet Honesty“ produziert. Im Gegensatz zu seinem silber-metallisierten Nachfolger „Silver Fawn“ aus den Jahren 1978/79 wurde sein Körper aus Klarglas – passend zum Kunststoff-Kopf – mit einem goldgelben Mattlack besprüht. Mag auch für den einen oder anderen diese Naturidylle kitschig wirken, so lassen wir an dieser Stelle mit „Bambis“ Mutter ausklingen: „Es gibt für alles seine Zeit. Wenn das eine vergeht, entsteht etwas anderes. Vielleicht nicht das, das vorher da war, aber dennoch etwas Neues und Wunderbares!“… Wohl sicher kein Jägerlatein!

Präsentation: Glas-Café, Kleintettau; 02.11. bis 30.11.2017

Künftiger Standort: „Kindervitrine“ in der Dauerausstellung „Parfümflakons – Eine Zeitreise durch das 20. Jahrhundert“

Wissenswertes: Der Film Bambi® feiert im Jahr 2017 sein 75. Geburtstag. Für die Naturumsetzungen zu Bambi® ließ sich Walt Disney vom deutschen Schwarzwald und dem Bayerischen Wald inspirieren, die er im Jahr 1935 zusammen mit seinem Bruder Roy bereiste. Bevor Walt Disney Deutschland den Rücken kehrte, besuchte er noch das zauberhaft gelegene Schloss Neuschwanstein, das sich einst Bayerns Märchenkönig Ludwig II. am Rande der Alpen hatte errichten lassen. Das Bauwerk beeindruckte den Filmproduzenten dermaßen, dass er es als Vorbild für das Cinderella®-Schloss verwandte und zum Wahrzeichen und Logo für die Walt Disney Company werden ließ.

Möchten Sie uns etwas zu diesem Objekt mitteilen oder haben eine Bildanfrage? Dann schreiben Sie uns bitte an, unter museum@flakonglasmuseum.eu